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Samsara

SamsaraFrankreich 2oo1, Regie: Pan Nalin

ErzÀhlte Wege statt aufgeladener Ziele

Tashi (Shawn Ku) lebt seit drei Jahren, drei Monaten und drei Tagen als Einsiedler in einem verlassenen GebĂ€ude in den Bergen. Die buddhistischen Lamas unter FĂŒhrung von Apo (Sherab Sangey) holen ihn aus dem „Tiefschlaf“, schneiden ihm die lang gewordenen Haare, FingernĂ€gel und den Bart ab. Tashi erwacht langsam aus der Trance der Meditation. Er lebt seit seiner Kindheit bei den Lamas. Bei einer Art Erntedankfest sieht Tashi eine junge Frau, Pema (Christy Chung), und empfindet das erste Mal in seinem Leben Zuneigung zum anderen Geschlecht. Diese Erfahrung lĂ€sst ihn nicht mehr ruhen. Apo weiß dies und schickt ihn zu einem anderen Einsiedler, der ihm Zeichnungen mit sexuellen Darstellungen und den Tantra-Text zeigt. Tashi entschließt sich, das Kloster zu verlassen. Er will das nachholen, was ihm – im Gegensatz zu Buddha – bisher verschlossen war, und zieht aus in das Dorf, in dem Pema bei ihren Eltern lebt.

Auch Pema ist von dem, jetzt ehemaligen, Mönch sehr angetan. Sie ist eigentlich Jamayang (Kelsang Tashi) versprochen, verliebt sich aber in Tashi. Sie heiraten. Pema wird schwanger. Und Tashi arbeitet wie die anderen im Dorf als Bauer. Er lehnt sich – gegen die Gewohnheit und Angst der anderen – gegen den GetreidehĂ€ndler Dawa (Lhakpa Tsering) auf, der viel weniger fĂŒr das Getreide bezahlt, als die Bauern dafĂŒr in der Stadt bekommen wĂŒrden. Von nun an zieht er selbst in die Stadt, um das Getreide zu verkaufen.

Tashi lernt die Welt kennen, die ihm seit seinem fĂŒnften Lebensjahr verschlossen war. Zwei Ereignisse allerdings lassen ihn zweifeln, ob er sich fĂŒr den richtigen Weg entschieden hat ...

Inszenierung
Der Film strotzt nicht vor „buddhistischen Weisheiten“, die irgendwelche Zen-Fanatiker im Westen in die Kinos locken und frustrierte „Westler“ befriedigen sollen. Im Mittelpunkt steht letztlich nur ein Spruch, der auf einem Stein eingemeißelt ist: „Wie verhindert man, dass ein Wassertropfen verdunstet?“ Auf der RĂŒckseite des Steins steht die Antwort: „Indem man ihn ins Meer bringt.“ Und: „Was ist wichtiger: Tausend WĂŒnschen nachzujagen oder einen wirklich zu besiegen?“ Wem das bereits an Weisheit zu viel ist, der sollte „Samsara“ meiden.

Der Film handelt nicht auf eine plumpe Weise ĂŒber die Frage, ob man sich in meditative Einsamkeit in ein Kloster begeben oder
Szenenbilder aus Samsara
sich mit den weltlichen Problemen des weltlichen Lebens befassen sollte. Er erzĂ€hlt „einfach“ „nur“ die Geschichte eines jungen Mannes, der herausbekommen will, wie sein Leben aussehen kann: Ein Problem, das (weiß Gott) kein auf Indien oder Tibet beschrĂ€nktes ist (zumal nicht nur der Dalai Lama ĂŒber diejenigen im Westen milde lĂ€chelt, die sich rote Trachten anziehen und glauben, Buddhisten sein zu können).

Dabei macht Pan Nalin auf eine Weise, die nichts mit Metaphysik, Spiritualismus oder Ă€hnlichem zu tun hat, deutlich, dass der Begriff „Erleuchtung“ keine Frage des Jenseits, sondern des Diesseits ist (1). Es sei nĂ€mlich „nicht sehr bemerkenswert, in der vollkommenen ZurĂŒckgezogenheit eines geistlichen Lebens Gewaltlosigkeit, ErfĂŒllung und Erleuchtung zu erfahren“. Wie ein erwachsener „Neugeborener“ wirft sich Tashi – ohne zu wissen, was auf ihn zukommt – in dieses Leben, das durch Eifersucht, Begierde, Konflikte aller Art usw. gekennzeichnet ist.

Nalin verzichtet auf hektische Schnitte, ausschweifende Dialoge, zeigt hingegen in kleinen Sequenzen, was zu zeigen ist und er zu zeigen hat. Der Film enthĂ€lt z.B. eine der schönsten Liebesszenen der Filmgeschichte, die sich von gewohnten Hollywood-Manieren in dieser Hinsicht deutlich abhebt. Das ZeitverstĂ€ndnis, das den Film kennzeichnet, ist beeindruckend. Zeit heißt hier Bedeutung. Zum Teil werden kleine Ereignisse in langen Sequenzen inszeniert, andererseits ĂŒberspringt Nalin Jahre des Lebens von Tashi und Pema.

„Mein Kino hat sich an der Wahrheit meines Alltags geschult, und dieser Alltag ist nicht vollgestopft mit Handlung und Dialogen, wie es das Kino Hollywoods suggeriert“, erlĂ€utert der Regisseur. „Es gibt Tage, an denen spreche ich kein Wort, begrĂŒĂŸe ich höchstens die Frau an der Kasse des Supermarkts. Es sind die Arten des Schweigens, die unser Sein viel stĂ€rker strukturieren als das Sprechen.“

Als Tashi der Versuchung durch die junge Sujata (Neelesha BaVora) nicht widerstehen kann, erzĂ€hlt sie ihm hinterher, dass Pema ihr vorausgesagt habe, das dies geschehen werde. Pema kennt ihren Mann, nicht weil er viel ĂŒber sich erzĂ€hlt hĂ€tte, sondern weil sie ein GefĂŒhl fĂŒr ihn hat, einen Draht zu ihm, der sie oft wissen lĂ€sst, was er tun wird. Es ist diese „tĂ€tige Weisheit“ des Alltags, des genauen Hinschauens, der intensiven Erfahrung, die mehr aussagt als ĂŒberfrachtete Dialoge.

Der Ruhe der Inszenierung entsprechen die in braune und rote Töne gefassten ĂŒberwĂ€ltigenden Bilder Rali Raltschevs.

Samsara“ enthĂ€lt keine pseudo-fernöstlichen Weisheiten fĂŒr frustrierte WesteuropĂ€er. Er enthĂ€lt ĂŒberhaupt keine Weisheiten. Eher stellt er Fragen. Vor allem aber erzĂ€hlt er eine Geschichte, ĂŒber die wir uns selbst den Kopf zerbrechen sollten, anstatt auf irgendwelche vorgefertigten Antworten zu hoffen.

Fazit
Kein Film fĂŒr jeden. Aber welcher Film ist schon fĂŒr alle? Mir hat er gefallen, nach all dem mittelmĂ€ĂŸigen bis sterilen Unsinn, der jedenfalls derzeit die LeinwĂ€nde ĂŒberfĂŒllt. Und um auf die kritischen Kritiker zurĂŒckzukommen, ein Satz zum Schluss, ĂŒber den sie sich vielleicht auch aufregen können: „Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden muss. Es ist eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.“

(1) Zu diesem Thema ein interessantes Buch: Charlotte Yoko Beck: Zen im Alltag, MĂŒnchen 2000, die den Begriff „Erleuchtung“ auf eine sehr realistische Basis des alltĂ€glichen Lebens stellt.

Der Film lÀuft seit 29. August 2oo2 in den deutschen Kinos.
© Ulrich Behrens 2002 – veröffentlicht zuerst und vollstĂ€ndig in: www.ciao.com (unter dem Mitgliedsnamen Posdole)


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hinzugefügt: September 5th 2002
Autor: Ulrich Behrens
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zugehöriger Link: Internet Movie Database (IMDb)
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Sprache: deu

  

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