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Nixon

NixonUSA 1995, Regie: Oliver Stone

»I am not a crook« (Richard Nixon)

»And in your dreams
you can see yourself as a prophet,
saving the world.
The words from your lips
›I am not a crook‹
I just can’t believe you are such a fool«,



sangen Frank Zappa und die Mothers of Invention 1975 über Richard Milhouse Nixon in »Son of Orange County«. Das amerikanische Trauma Vietnam – für die einen deshalb, weil es der erste Krieg war, den die USA nicht gewannen, für die anderen ein menschliches und moralisches Desaster – war vor allem auch mit der Person von Nixon verknüpft. War er es doch, der mit Henry Kissinger für den Frieden mit Nordvietnam und den Vietcong verantwortlich zu zeichnen schien. Doch die historische Wahrheit ist komplizierter und komplexer als das historische Bewusstsein, das sich in viele Köpfe genistet hat.

Die Aufdeckung des so medienwirksam als sog. »Watergate-Affäre« durch stilisierten Einbruchs in die Räume von Abgeordneten der Demokraten durch enge Mitarbeiter des Präsidenten präsentierte der Weltöffentlichkeit nur die Spitze eines Eisbergs. Unter der Oberfläche verbarg sich ein Sumpf aus systematisch organisierter Korruption, Täuschung der Öffentlichkeit und Skrupellosigkeit, der auch 28 Jahre nach dem Rücktritt Nixons noch lange nicht trockengelegt ist. Scheibchenweise kommt beispielsweise die Rolle Kissingers bei der Verlängerung des Vietnamkrieges und in bezug auf die Flächenbombardements, unter denen hauptsächlich die Zivilbevölkerung zu leiden hatte, zum Vorschein, aber auch die Politik der US-Administration beim Sturz Allendes in Chile, Makarios in Zypern, bei den völkermordähnlichen Angriffen Indonesiens in Ost-Timor usw.

Oliver Stone – bekannt für seine Eigenwilligkeit bei der Analyse amerikanischer Geschichte – versuchte sich 1995 an der Aufarbeitung der Person Richard Nixons, aber auch an dem historischen Abschnitt der US-amerikanischen Geschichte, der für so viele Amerikaner als traumatisches Ereignis gilt.

Anthony Hopkins als Richard Nixon
Inhalt
Eine Inhaltsangabe von »Nixon« fällt nicht leicht, da Stone keine chronologische Darstellung von Nixons Leben inszeniert. Stone erzählt in Rückblenden, ausgehend von einem erinnernden Rückblick Nixons (Anthony Hopkins), der sich einige der unzähligen Tonbänder, die im Weißen Haus alle Gespräche, auch private, festhielten, auf sein Leben.

Richard Nixon entstammte einer relativ armen Familie. Stone legt besonders wert auf das Verhältnis des jungen Nixon zu seiner strengreligiösen Mutter (Mary Steenburgen), einer orthodoxen Quäkerin, die mehrmals im Film als »Heilige« tituliert wird, eine Art Übermutter, zu der eine wirkliche liebevolle Mutter-Kind-Beziehung nicht möglich zu sein schien. Daneben steht ein Vater, der so arm gestorben ist wie er geboren wurde, aber sich nie von anderen oder den Verhältnissen hatte unterkriegen lassen. Vater Nixon löste erzieherische Probleme zum Teil handgreiflich im Holzschuppen, zum Teil wortgewaltig in zynischen Anweisungen nach dem Motto: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

Daneben hebt Stone auf den frühen Tod der beiden Brüder als lebensentscheidend für Nixon ab. Nur dieser Tod ermöglichte Richard das Jura-Studium, da die Familie nur Geld für das Studium eines Sohnes zur Verfügung hatte. Während der Tod der beiden Brüder Richards Aufstieg aus der Armut ermöglichte, verschaffte ihm der Tod John F. Kennedys und seines Bruders Robert den Sprung ins Weiße Haus. So jedenfalls sieht es Stone.

Nixon, der 1940 seine Frau Pat geheiratet hat, wird 1946 republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus, 1950 Senator und zwei Jahre später Vizepräsident unter Eisenhower.
Ernennung zum Präsidenten
In dieser Zeit ist er beteiligt an den Machenschaften McCarthys im Ausschuss gegen »unamerikanische Umtriebe«, beteiligt sich an der Kommunistenhatz, unter der neben den wenigen US-Kommunisten eine Unmenge von Personen zu leiden haben. 1960 verliert er den Präsidentschaftswahlkampf gegen Kennedy. 1968 wird er im Höhepunkt der Auseinandersetzungen um den Vietnam-Krieg zum Präsidenten gewählt, macht sich zur Stimme der sog. »schweigenden Mehrheit«, flucht auf die nichtsnutzigen Intellektuellen, die gegen den Vietnam-Krieg demonstrieren und hat auch nichts dagegen, dass der Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, mit Armeeeinheiten gegen die rebellierenden Studenten vorgeht. Etliche Tote sind die Folge des harten staatlichen Vorgehens.

1970 lässt er Kambodscha bombardieren. Inzwischen ist gesichert, dass unter seiner Präsidentschaft der Vietnam-Krieg unnötig verlängert worden ist, obwohl Nixon sich damals in der Öffentlichkeit als jemand präsentierte, der auf das Ende des Krieges hinarbeite (»ehrenvoller Frieden«). Die Anerkennung Chinas 1972 war auch taktisch bestimmt im Hinblick auf eine zweite Amtsperiode. Danach kam Watergate und am 8. August 1974 Nixons Rücktritt wegen des Versuchs der Vertuschung der Affäre.

Richard und Pat Nixon
Für Stone spielt neben Nixons Jugend die Beziehung zu seiner Frau Pat (Joan Allen) eine tragende Rolle. Stone erklärt Pat zu einer Mischung aus Mutterersatz und liebender Ehefrau, die – komme was kommen wolle oder sollte – immer an der Seite ihres Mannes gestanden hat. Die Konflikte zwischen dem Ehepaar (vor allem die Forderung Pats an ihren Mann nach der Niederlage im Präsidentschaftswahlkampf gegen Kennedy 1960, sich aus der Politik zurückzuziehen, sonst lasse sie sich scheiden) übertreibt Stone; inzwischen weiß man, dass die Ehe der Nixons wesentlich harmonischer ablief, als Stone dies im Film behauptet.

Auch andere Andeutungen im Film entsprechen nicht unbedingt abgesicherten Kenntnissen über die Person Nixon, etwa die, dass er von einem Komplott gegen Kennedy mehr oder weniger viel gewusst habe (Stones Verschwörungsthese, was den Mord an Kennedy betrifft), oder der enorme Alkoholkonsum Nixons im Film, der nicht den Tatsachen entsprechen soll.

Inszenierung
Stone arbeitet, ähnlich wie in »J.F.K. – Tatort Dallas« (1991), mit zeitlich verschachtelten Szenenfolgen, einer Mischung aus Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, einer oft rasanten Schnitttechnik, unterstützt durch entsprechende musikalische Effekte, Zeitraffer und Ãœberblendungen und setzt diesen Effekten bühnenstückähnliche Szenen, die vor allem im Weißen Haus spielen, entgegen. Stone konzentriert dadurch den Blick einerseits voll auf die Person Nixon und lässt auf der anderen Seite den historischen Hintergrund, die Einbettung der Person Nixons in das Machtspiel in Washington und die Weltpolitik und nicht zuletzt seine Rolle im politischen System der USA plastisch werden.

Stone wurde vorgeworfen, er habe durch sein Psychogramm der Person Nixons zu dessen moralischer Entlastung beigetragen. Tatsächlich ähnelt der Film an vielen Stellen – vor allem wenn Anthony Hopkins als Nixon über sein Leben räsoniert – einer klassischen Tragödie; der Vergleich zu Shakespeares Schurken Richard III. kommt einem nicht von ungefähr in den Sinn. Auch die Worte Kissingers gegen Ende des Films: »Können Sie sich vorstellen, was aus diesem Mann hätte werden können, wenn er geliebt worden wäre?« deuten eine starke Verlagerung der historischen Figur Nixon in die theatralische Ãœberzeichnung an wie die in die Länge gezogenen Schlusssequenzen, in denen Nixons Scheitern in der Einsamkeit zu einem tragischen Schluss verklärt zu werden scheint. Ganz am Ende steht Nixon vor dem Bild Kennedys und meint: »Wenn sie dich betrachten, sehen sie sich, wie sie gerne wären. Wenn sie mich betrachten, sehen sie, was sie sind.«

Andere kritisieren Stones Darstellung dahingehend, er mache aus Nixon ein Opfer des »Systems«, des militärisch-industriellen Komplexes – »The Beast«, wie die ominöse CIA-FBI-Mafia-Connection im Film genannt wird –, anstatt seine Verantwortung als Täter zu dokumentieren, den ein im amerikanischen Verfassungssystem der »checks and balances« eingebauter Korrekturmechanismus, der den demokratischen Prozess absichere und Alleinherrschaft verhindere, zu Fall gebracht habe. Stones Film erhalte damit eine »apologetische Färbung« (so Jürgen Heideking in: Tages-Anzeiger vom 27.2.1996).

Richard Nixon (links) und sein Assistent H.R Haldeman
Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Stones Film verknüpft in exzellenter Weise den persönlichen Hintergrund, die biografische »Vorbelastung« eines Menschen, mit den Bedingungen seines Aufstiegs vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund, ohne dass die Tragik in bezug auf die Person Nixon zu stark in den Vordergrund treten oder gar Überhand gewinnen würde. Im Gegenteil: Gerade in Bezug auf die unmittelbare Umgebung Nixons, seine Berater, besonders Haldeman, Ehrlichman, Kissinger, Mitchell und Haig, aber auch im Hinblick auf die konservativen, reaktionären, strategischen und ökonomischen Hintergründe der 60er Jahre nach dem Mord an Kennedy wird verdeutlicht, dass Nixon nur in diesem Umfeld überhaupt eine Chance hatte, als Präsidentschaftskandidat aufgestellt zu werden.

Zu kritisieren ist eher, dass die Rolle Kissingers, der viele Fäden in der Hand hatte, zu kurz kommt. Nixon wird eben nicht als Opfer, sondern als Mitglied eines Teils der politischen Klasse charakterisiert, die aus dem demokratischen Konsens ausbrach – sowohl in bezug auf Vietnam, als auch die innere Situation gegen Ende der 60er Jahre in den USA. Die Verlängerung des Vietnam-Krieges z.B. war nicht das Werk eines einzelnen, sondern politisches Konzept einer ganzen Kaste von Politikern und interessierten Kreisen, die z.B. in der Figur des Texaners »Jack Jones« (Larry Hagman) im Film Gestalt gewinnen.

Das Ende des Films deute ich nicht im Sinne der Darstellung Nixons als Opfer. Die weinerliche, selbstmitleidige Art korrespondiert durchaus mit der Skrupellosigkeit eines Menschen, der am Schreibtisch im Einvernehmen mit seiner Umgebung mit einem Federstrich den Tod Tausender von Menschen befiehlt, ohne mit der Wimper zu zucken.
Die besondere Mischung aus Neid und Bewunderung gegenüber einer Person wie John F. Kennedy durchzieht Nixons zweite Lebenshälfte. Er will der geliebte Präsident sein, ist von seiner charakterlichen Disposition dazu jedoch nicht in der Lage. Das macht ihn nicht zum Opfer, sondern zum gefährlichen Täter innerhalb einer verselbständigten Exekutive, die gegenüber Senat, Repräsentantenhaus und Bevölkerung keine Rücksicht kennt. Die Respektlosigkeit gegenüber der Verfassung war nicht ein Verhaltensmuster allein des Präsidenten, sondern seiner gesamten Umgebung, einschließlich Alexander Haigs (der z.B. noch heute den verbrecherischen Putsch in Chile gegen Allende und die amerikanische Rolle dabei für vollständig legitim hält).

Anthony Hopkins kann der Figur Nixons genau das abgewinnen: Er spielt einen fast völlig auf sich selbst bezogenen Menschen, dem das Schicksal anderer nur dann nicht gleichgültig zu sein scheint, wenn sie keine Gefahr oder Konkurrenz für ihn darstellen. Hopkins wirkt überzeugend – auch in Mimik und Gestik – als ein Mensch, der bereit ist, sämtliche Personen seiner Umgebung für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Insofern sehe ich keinen Widerspruch zwischen der historischen Rolle Nixons als Täter, als »tendenzieller Diktator« in wesentlichen Fragen der amerikanischen Politik, und dem Psychogramm, das Stone in seinem Film von Nixon zeichnet.

Wie auch in »J.F.K. – Tatort Dallas« rückt Stone einen Zeitabschnitt amerikanischer Politik erneut ins Bewusstsein, der für die Geschichte nicht nur der USA erhebliche Bedeutung hat. Die Folgen des Mordes an Kennedy und der Watergate-Affäre wirken bis heute fort. Stones Film trägt dazu bei, sich dessen wieder oder erstmals bewusst zu werden.

Joan Alien (links) als Pat Nixon und Anthony Hopkins als Richard M. Nixon
Schauspieler
Anthony Hopkins’ Nixon ist eine Bravourleistung. Bis in Bewegungsabläufe hinein kann er in Nixon hineinschlüpfen, obwohl die äußerliche Ähnlichkeit nicht besonders groß ist. Das Lachen oder auch nur Lächeln von Hopkins auf einem ansonsten verknitterten, manchmal fast erstarrtem Gesicht zeugt von einer tiefgehenden Beschäftigung mit der Person des ehemaligen Präsidenten, seinen chronischen Selbstzweifeln, aber auch von seiner – teils in einer merkwürdigen Art von Arroganz nach außen vorgetragene Angriffsmentalität.

Erwähnt seien noch Joan Allen als Pat Nixon und Bob Hoskins als J. Edgar Hoover, die beide eine überzeugende Leistung bieten.

Fazit
Stones »Nixon« ist umstritten und er wird es auch bleiben. Zum Thema wäre noch viel zu sagen, auch zu den in »Nixon« allerdings weit weniger starken verschwörungstheoretischen Vorlieben Oliver Stones. Ich erspare mir das. Wie »J.F.K. – Tatort Dallas« kann man dem Publikum durchaus die Fähigkeit zubilligen, zwischen Realität und abgesicherter historischer Erkenntnis hier, fiktionalen Elementen dort zu differenzieren. Dem Vorwurf, Stone wolle Nixon entlasten, liegt die Verwechslung zugrunde zwischen dem Versuch, eine Person in ihrer Entwicklung verstehen zu wollen, nach Gründen zu fahnden, warum jemand für eine solche Politik prädestiniert war, als zu erklären, und der Absicht von Rechtfertigung oder gar Entschuldigung. Letzteres kann ich in diesem Film nicht sehen.

© Ulrich Behrens 2002 – veröffentlicht zuerst in: www.ciao.com (unter dem Mitgliedsnamen Posdole)



Weitere Links zum Thema:

  • Filmkritik von Jürgen Heideking, Amerikaexperte und Autor des Buches "Die amerikanischen Präsidenten" (deutsch)
  • Produktionsinfos @ movieweb.com (english + sehr ausführlich)
  • "Nixon gets stoned" Interview mit Oliver Stone zum Film NIXON, @ salon.com (english)

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hinzugefügt: May 16th 2002
Autor: Ulrich Behrens
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