Battle Royale
Japan 2ooo, Regie: Kinji Fukasaku
Japan in nicht allzu ferner Zukunft. Die Wirtschaft steckt in einer schweren Krise, die Arbeitslosigkeit liegt bei satten 15% und zahllose Schüler boykottieren die Schule. So kann das nicht weiter gehen, denken sich die Politiker, die langsam kalte Füße beim Gedanken an die gewaltbereite Jugend bekommen, und verabschieden aus ihrer Ohnmacht heraus ein Gesetz namens "Millennium Educational Act", oder auch "Battle Royale Act".
Jährlich wird eine Schulklasse der neunten Stufe per Losverfahren ausgewählt und auf einer verlassenen Insel ausgesetzt. Jeder bekommt einen Rucksack zugeteilt, in dem sich neben Nahrungsrationen und einem Kompass eine Waffe befindet. Die Aufgabe: "Tötet euch gegenseitig". Denn sollte nach drei Tagen noch mehr als ein Schüler am Leben sein, werden alle durch rechtzeitig angebrachte Sprengsatz-Halsbänder sterben...
Battle Royale hatte ja schon im Vorfeld für Furore gesorgt. "Skandal !" oder "Sofort verbieten !" schallte es aus den Reihen der japanischen Politiker, "Heftig, Kinder töten sich gegenseitig !" und "Blutig bis zum Abwinken !" waren einige der Pressestimmen. Dazu kam, dass Regisseur Kinji Fukasaku, Jahrgang 1930, auch schon den einen oder anderen Klassiker auf dem Gewissen hat und über Kriegserfahrungen aus erster Hand verfügt, die er nach eigenen Aussagen in diesem Film verarbeiten wollte...
Doch trotz allen zweifellos vorhandenen Ambitionen... Eine bitterböse Satire mit wirklich ernsthaftem, sozialkritischem Anspruch ist Battle Royale trotzdem nicht ganz geworden. Dafür machen sich Kinji Fukasaku und Drehbuchautor Kenta Fukasaku (der Sohn des Regisseurs) vieles etwas zu einfach. Das Script hat zwar einige wirklich schöne Details zu bieten, doch insgesamt bleibt es nur bei einem etwas ernüchternden "gut"...
Zusätzlich wird zu sehr auf handelsüblichen Stilmittel-Schnickschnack mit hohem Flashigkeits-Anteil gesetzt, was sich nicht zuletzt auf die Gewaltszenen auswirkt. Die fallen zwar teilweise recht blutig aus, sind aber an wirklich schmerzhafter, an die Substanz gehender Härte vorbeiinszeniert und unterscheiden sich nicht großartig von dem, was der etwas erfahrenere (abgehärtete ?) Asien-Fan bereits aus reinen Action-Unterhaltungsfilmen kennt. Man vergleiche dagegen z.B. die Filme von Takeshi Kitano...
So kann auch die Tatsache, dass es sich bei den meisten Schauspielern tatsächlich um Kinder und Jugendliche handelt nicht verhindern, dass sich Battle Royale zwischen mehrere Stühle setzt. Auf der einen Seite wird ernsthaftes Drama geboten, auf der anderen Seite überzeichnete, pechschwarze Satire, bzw. spannender Actionfilm nach konventionellen Mustern inklusive des einen oder anderen Mini-Klischees...
Aber auch wenn es mit der Seriosität nicht immer so ganz klappen will, ist der Film insgesamt doch sehr ansprechend und spannend umgesetzt und ein immer noch ordentliches Maß an Tiefe ist ebenfalls auszumachen. Die jungen Darsteller können allesamt überzeugen und Takeshi Kitano ist als sarkastischer Spielleiter im schlabberigen Trainingsanzug sowieso über jeden Zweifel erhaben. Die Charaktere verhalten sich ohne großartige Ausfälle realistisch und glaubwürdig, so ziemlich alle erdenklichen Reaktionen auf die Situation sind zu finden.
Fazit: Ein spannendes Action-Drama mit sozialkritischer Grundidee, einem gesunden Level an Charaktertiefe und einigen recht derben Momenten. Battle Royale ist ganz sicher nicht schlecht gemacht, doch man hätte noch einiges mehr herausholen können...
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hinzugefügt: April 27th 2002 Autor: Armin Brackhage Punkte: zugehöriger Link: IMDb Hits: 12677 Sprache: deu
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