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Gummo

GummoUSA 1997, Regie: Harmony Korine

Larry Clarks Kids sorgte sowohl in den Vereinigten Staaten als auch bei uns für eine heftige Kontroverse. Befürworter sahen in dem Film eine authentische und schonungslose Dokumentation des aktuellen Zustandes der heutigen Jugend, Gegner hielten ihn für einen reisserischen Provokationsfilm, der vor allem an Publicity interessiert war.

Ich hatte den Film nicht gesehen. Nachdem ich zahlreiche Artikel dazu gelesen hatte, fühlte ich mich nicht mehr in der Lage, ein objektives Urteil abgeben zu können, und beschloss deshalb, auf den Kinobesuch zu verzichten. Als ich vergangenen Herbst in New York war, lief gerade Gummo, der Regieerstling des dreiundzwanzigjährigen Kids-Drehbuchautor Harmony Korine, an. Ich hatte von dem Film zuvor nie gehört, und sah ihn mir deshalb sogleich an.

Schauplatz von Gummo - der Titel bleibt bis zum Schluss rätselhaft - ist das Vorortskaff Xenia im Bundesstaat Ohio. Der Ort und seine Einwohner haben sich von der Zerstörung, die ein Tornado in den siebziger Jahren angerichtet hat, nie mehr richtig erholen können. Die beiden Hauptfiguren des aus locker aneinandergereihten Szenen bestehenden Films sind Solomon und Tunner, zwei Jugendliche, die auf ihren Fahrrädern Jagd auf Katzen machen, welche sie zum Kilopreis an einen Metzger verkaufen. Das verdiente Geld investieren sie in Sex und Leim, den sie als Billigdroge schnüffeln.

Weitere regelmässig auftretende Figuren sind ein nur mit kurzen Hosen und rosa Hasenkappe bekleideter Junge namens Bunny Boy, ein Schwesterntrio, das die Zeit mit so sinnvoller Beschäftigung wie der Vergrösserung der Brustwarzen durch Aufkleben von Isolierband verbringt, und als Krönung ein schwuler, schwarzer Kleinwüchsiger. Die übrige Bevölkerung von Xenia ist ähnlich sonderbar.

Gummo will keine zusammenhängende Geschichte erzählen, Korine zeigt uns das Porträt eines heruntergekommenen Städtleins, in dem man nicht begraben sein möchte. Man säuft, hat Sex, gröhlt herum oder langweilt sich ganz einfach. Xenia ist ein Ansammlung von Verlierern. Wer hier geboren wurde, hatte von Anfang an keine Chance.

Formal wandelt der Film abseits ausgetretener Pfade: Korine mischt 35mm, Video, Super8 und Polaroid Photos mit einer beeindruckenden Unverfrorenheit. Zu verschwommenen Bildern des Tornados hören wir Solomon, der auch als Erzähler fungiert, seine Weisheiten raunen. Der Soundtrack wechselt zwischen debil vorgetragenen Kinderliedern und Heavy Metal.

Anfangs machte mich der Film neugierig, der provokative Stil liess mich Grosses erwarten. Dies könnte eine neuer Jugendkultfilm werden, eine Art jugendlicher Ausgabe von Robert Altmans Short Cuts, ein Gesellschaftsgemälde, bei dem sich die einzelnen Szenen am Schluss zu einem grossen Ganzen zusammenfügen. Diese Hoffnungen zerschlugen sich aber bald. Ab etwa der Hälfte wird klar, dass die einzelnen Teile keine ganze Story ergeben und der Film ein Fragment bleiben wird. Dies kann Korine aber nicht zum Vorwurf gemacht werden, denn offensichtlich war genau das seine Absicht, kritisieren lässt sich dafür so ziemlich alles andere an Gummo.

Korine will provozieren und zwar um jeden Preis. Die ganze Machart des Film ist so betont rotzfrech, dass Gummo fast zu einem Lexikon politischer Unkorrektheiten wird. Bunny Boy pinkelt gerne von Brücken auf Autostrassen, ein Vater verkauft seine geistig behinderte Tochter als Dorfhure, kleine Kinder ergehen sich in wahren Schwällen von Obszönitäten, und Solomon und Tunner schalten einer komatösen Frau die lebenserhaltenden Geräte ab. In ganz Xenia scheint es zudem nur verdreckte, mit Bergen von Gerümpel angefüllte Zimmer zu geben.

Die visuelle Machart, eine Kreuzung aus MTV und Experimentalfilm, und die reichlich eingesetzten Laiendarsteller unterstreichen Gummos Willen zur Provokation noch. Wer soviel Lärm in einem Film macht, muss auch etwas zu sagen haben, aber hier enttäuscht Korine am meisten, denn die Botschaft des Films wird bis zum Schluss nicht ersichtlich. Soll Gummo ein realistisches Portrait des zeitgenössischen Amerikas sein? Kaum, dazu sind die Figuren zu überzeichnet und zu einseitig. Auch als Satire ist der Film misslungen, denn Korine macht sich einer der schlimmsten Sünden schuldig, die ein Geschichtenerzähler überhaupt begehen kann: er hat keinerlei Respekt vor seinen Figuren.

Gummo ist eine wahre Parade grotesker Gestalten, kaum einer der Bewohner Xenias ist nicht geistig oder körperlich behindert oder zumindest auffallend hässlich. In einer in aller Ausführlichkeit gezeigten Szene rasiert sich eine Frau, gespielt durch eine geistig behinderte Darstellerin, die Augenbrauen. Der Zweck oder Grund dieser Handlung ist nicht ersichtlich, wir werden der Frau im ganzen Rest des Films nicht mehr begegnen. Eine andere Szene beginnt mit einem Paar Taubstummer, die mit wilden Gesten und unverständlichen Lauten miteinander streiten. Die Kamera schwenkt langsam an den beiden vorbei auf die drei Schwestern, die die eigentlichen Hauptfiguren dieser Szene sind. In beiden Fällen setzt Korine seine Protagonisten nur als billige Lachnummern ein, Gummo verkommt so zu einer modernen Monströsitätenschau.

Das stetige Verletzen des guten Geschmacks wirkt aber auf die Länge weder besonders erfrischend noch sinnvoll, sondern ganz einfach ärgerlich. Filme können und sollen provokant und schockierend sein, wenn sie eine Aussage zu machen haben. Korine gibt aber keine Statements ab, sondern beschränkt sich darauf, den Zuschauer in jeder Szene aufs Neue herauszufordern.

Kurz vor Filmende nimmt Solomon ein Bad und isst zugleich seine Spaghetti. Shampoo spritzt in das Essen, das Solomon in der widerwärtigsten Weise zu sich nimmt, und der Schokoriegel fällt in das Badewasser, das aussieht, als käme es frisch aus der Kanalisation. Solomon stört dies nicht, er stopft den Riegel genüsslich in sich hinein. Zweck der Szene ist nur, Ekel zu erregen, eine Botschaft steckt nicht dahinter.

Laut Artikeln über Gummo, die ich im Internet gefunden habe, sieht Korine sich selbst als eine Mischung aus Jean-Luc Godard und Werner Herzog, eine bemerkenswerte Selbstüberschätzung. Korine scheint davon überzeugt, dass sein Film allein durch sein Provokationspotential zum Kunstwerk wird, und dass, wer den Film nicht mag, ein heuchlerischer Spiesser ist. Gummo ist aber nicht Kunst, sondern Ärgernis.

Korine besitzt zweifellos ein Talent für groteske Figuren und Szenen, auch visuell ist der Film sehr kraftvoll, er ist aber weder an Story, noch an Figuren oder an Aussagen interessiert, sondern einzig und allein an einem verkaufsfördernden Skandal. Gummo wirkt so zynisch kalkuliert, dass einen wirklich die Wut packen kann. Was sich als künstlerischer Autorenfilm ausgibt, ist in Wirklichkeit ein verlogenes Machwerk.



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hinzugefügt: April 1st 2002
Autor: Simon Spiegel
Punkte:
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Sprache: deu

  

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Gummo
Veröffentlicht von walt am 2002-04-04 18:57:44
Meine Wertung:



Ich verlege meine Antwort mal besser in''s Forum; ist dort leichter zugänglich ;)

Gummo
Veröffentlicht von Rebenschere am 2002-04-02 00:04:58
Meine Wertung:



Ich würde dem Filmemacher nicht nbedingt unterstellen, das er aus werbewirksamen, komerziellen Gründen hier die Provo Schiene fährt, es handelt sich meiner Meinung nach wirklich um Kunst. Die Menschen, die hier gezeigt werden, gibt es nunmal wirklich und wer Korines zweiten Film gesehn hat (JULIEN DONKEY BOY), der weiss, das er sich einen Scheiss um Kommerz, Ruhm oder Skandal kümmert. Wie man die Darstellung dieser White Trash Gesellschaft wertet, bleibt wohl jedem selbst überlassen.


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